Arbeitsgruppe Prof. Thyssen

Planungs- & Arbeitshilfen aus Allgemeiner Didaktik und Fachdidaktik

Es mag Naturtalente geben, die guten Unterricht aus dem Bauch heraus enwickeln. Doch auch wenn diese Fähigkeit vorhanden ist, so beschränkt sie sich sehr häufig auf bestimmte Unterrichtsbereiche (in denen man z.B. viel Vorerfahrung oder eine herausragende Fachkompetenz besitzt). Abseits der Reichweite dieser natürlichen Begabung kann bei der Planung von Unterricht auf Erkenntnissen aus der Allgemeinen Didaktik und der Fachdidaktik zu verschiedenen Planungsfeldern (Entscheidungsfelder!) zurückgegriffen werden. Durch diese Hilfestellungen kann der Planungsprozess strukturierter und effizienter erfolgen. So zeigt die Erfahrung und Forschung, dass sich Lehr- und Lernprozesse sinnvoll in verschiedene Phasen gliedern (Phasierung) lassen:

Grundmuster der Phasierung (Artikulation) von Unterricht

Hilfestellungen aus der "Allgemeinen Didaktik"

Es existieren verschiedene Artikulationsschemata, also "Modelle" zur Strukturierung von Unterrichtsstunden in verschiedene Phasen. Die Phasierung kann unter lerntheoretischen oder formalen Aspekten erfolgen. Bereits hier zeigt sich, dass sich die (allgemeinen) Didaktiker nicht einig sind. Dies mag unter anderem an den unterschiedlichen Gewichtungen und Schwerpunkten liegen, die jeweils gesetzt werden. Ein sehr einfaches Grundmuster enthält 3 Phasen:

  1. Einstieg
  2. Erarbeitung
  3. Sicherung

Es gibt jedoch Schemata mit bis zu 12 unterschiedlichen Stufen/Phasen (Aschersleben), in der Handlungsorientierten Didaktik von G.E. Becker findet sich ein Schema von Roth mit Erläuterung (vgl. auch "Didaktiger" TU KL, S11). Es zeigt, dass die Nomenklatur und die Gewichtung variiert. Die Gewichtung hängt nicht zuletzt auch vom Unterrichtsfach ab. Deshalb muss aus den allgemeinen didaktischen "Vorschlägen" eine fachdidadaktisch begründete Entscheidung für eine im konkreten Biologieunterricht geeignete Phasierung gefunden werden.

Hilfestellungen aus der Fachdidaktik

Eine kurze fachdidaktische Hilfestellung für einen "Problemorientierten Unterricht" findet sich im Netz z.B. hier! An der dortigen Gliederung und den Erläuterungen wird deutlich, dass die Allgemeine Didaktik im Gegensatz zur Fachdidaktik, aufgrund des fehlenden Fachbezugs und -wissens, keine Hilfestellung für eine konkrete Phasierung einer Einzelstunde geben kann: Nicht jedes "Fach" arbeitet hypothetisch-deduktiv!

 

Stundeneinstieg

Hilfestellungen aus der "Allgemeinen Didaktik"

„Der Stundeneinstieg soll - mit unmittelbarer oder oder mittelbarer Hilfe des Lehrers - die Schüler für das Thema und das Thema den Schülern erschließen" (H. Meyer 1987 Bd II, S.123). ... Ein Stundeneinstieg soll Schüler motivieren." (aus A. Riedl, Grundlagen der Didaktik). Die Konstruktivistische Didaktik gibt dazu z.B. einen möglichen Ansatz, den die Fachdidaktik aufgreifen kann: z.B. den kognitiven Konflikt!

Weitere Quellen:

In der Allgemeinen Didaktik werden also die prinzipiellen Anforderungen abgesteckt, die ein Stundeneinstieg nach erfüllen muss. Die Aussagen beruhen auf Erkenntnissen aus der Erforschung von Lernprozessen (z.B. Lernpsychologie, Entwicklungspsychologie). Zum Teil werden auch allgemein gültige Vorschläge gemacht, wie man diesen Anforderungen methodisch gerecht wird. Man könnte die Aussagen und Ergebnisse z.B. in der Chemie mit den Hauptsätzen der Thermodynamik oder in der Biologie mit der Allenschen Regel vergleichen: Es werden Grundprinzipien dargestellt, die jedoch am Einzelfall überprüft und ggf. „angepasst" werden müssen. Diese Aufgabe kommt den Fachdidaktiken zu ... welche wiederum keine allgemein gültigen Kochrezepte bieten können. Vielmehr sollen sie anhand von Beispielen die Kompetenz zur eigenständigen Planung "wecken".

Hilfestellungen aus der Fachdidaktik

Die Fachdidaktik ist in der Lage, beim Finden eines Unterrichtseinstieges auftretende Probleme vor dem fachwissenschaftlichen Hintergund zu betrachten und Lösungen zu finden. Sie kann auch nach fachwissenschaftlichen Prinzipien kategorisieren, was es ermöglicht Ansätze für generalisierende Hilfestellungen zur Einstiegsplanung zu geben.

 

Erarbeitungsphase

Hilfestellungen aus der "Allgemeinen Didaktik"

In der Erarbeitungsphase bedient sich der Lehrer bestimmter „Methoden" und „Organisations- bzw. Sozialformen" (der Link verdeutlicht die "Definitionsprobleme") zur Gestaltung des Lernprozesses und des "Lernweges". Die Allgemeine Didaktik nimmt zu prinzipiellen Vor- und Nachteilen einzelner Formen Stellung. Sie kann in der Regel keine Aussage dazu machen, welche Form in einer konkreten Unterrichtsstunde einzusetzen ist, da die Entscheidung an das jeweilige Fach angepasst werden muss. Das liegt unter anderem daran, das sowohl die Bedingungsfelder (oder Rahmenbedingungen) als auch die Entscheidungsfelder fachspezifisch sind. Dies wird nicht zuletzt dadurch bedingt, dass die "Fachgemäßen Arbeitsweisen" variieren, weshalb auch hier die Fachdidaktiken Lösungen anbieten müssen. Ansätze der Lerntheoretischen Didaktik ("Berliner Modell") helfen bei der Strukturierung des Lernprozesses.

Hilfestellungen aus der Fachdidaktik

Prinzipiell ist der Einsatz Fachgemäßer Arbeitsweisen hilfreich und wünschenswert. Sie geben unter dem methodische Aspekt einen Lernweg sowie geeignete Organisations- und Sozialformen vor. Daneben ist ihr Einsatz zum Erreichen bestimmter formaler, affektiver und psychomotorischer Lernziele unerlässlich. Für bestimmte Unterrichtinhalte geeignete Arbeitsweisen erschließen sich bei vorhandener fachwissenschaftlicher Kompetenz fast von alleine.

 

Sicherungsphase

Hilfestellungen aus der "Allgemeinen Didaktik"

Prinzipielle Aufgaben einer Sicherung und damit verbundenen Anforderungen können der Allgemeinen Didaktik entnommen werden. Fachspezifische besonderheiten bietet diese nicht.

Hilfestellungen aus der Fachdidaktik

Hier kommen unter anderem fachgemäße Arbeitsweisen ins Spiel. Als Sicherung können z.B. Zeichnungen Mikroskopischer Präparate oder entsprechende Fotos dienen. Evtl. können auch Präparate an sich oder gesammelte Originale (vgl. Herbarium) die Sicherungsfunktion übernehmen. Die Allgemeine Didaktik kann in diese Richtung bei der Planung wenig bieten, hier sind fachdidaktische Kennnisse gefragt. Es gibt in der Biologie fachspezifische Möglichkeiten, die über einen Merksatz oder eine Kollage hinaus gehen. Oft kann man aber auch "allgemeine Rezepte" aus der Didaktik an das Unterrichtfach anpassen.

 

 

Fazit: Was bringt uns die Allgemeine Didaktik bzw. die Fachdidaktik?

Die Allgemeine Didaktik zeigt uns grundlegende Überlegungen und Erkenntnisse, die bei der Planung und Durchführung von Unterricht bzw. beim Lehren und Lernen beachtet werden müssen. Die Fachdidaktik hilft - spezifisch für ein Fach - die aus diesen Erkenntnissen erwachsenden Fragen bzgl. der Planung des Unterrichtes zu beantworten und notwendige Entscheidungen im fachlichen Kontext begründet zu treffen (fachdidaktische Planung).

 

Informationen zur Unterrichtsplanung im Netz

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